Es wurde Zeit. Mein Rechner unter dem Schreibtisch mit dem AMD Fx 8350 Prozessor hat mir immer gute Dienste geleistet, aber das Thema Rendering war schon länger ein Problem. Immer war irgendetwas wichtiger oder musste erledigt werden und Zeit, um mir Gedanken zu machen über einen neuen PC war knapp. Nach den letzten anspruchsvollen Renderingaufgaben wollte ich es aber nun endlich wissen, wie sich mein Setup im Benchmark und im Vergleich mit aktuellen Systemen schlägt. Was soll ich sagen? Ich war entsetzt.
Nach 7 Jahren hat sich doch Einiges im Hardwarebereich getan und die Entscheidung war anhand der Zahlen doch relativ einfach: es muss was Neues her. Soll es jetzt doch ein Mac werden? Was spricht dafür was dagegen? Nach langem hin und her war für mich klar: ich möchte mir nicht jedes Programm nochmal für eine andere Plattform kaufen.
Die Entscheidung für das System war leider nur der erste Schritt, denn der Hardwaremarkt ist groß, schnelllebig und im Netz existieren ganz unterschiedliche Meinungen. Da hilft nur eins: sich viel Zeit nehmen für Tests, Berichte und Videos.
Wie immer ist das Verhältnis aus Preis und Leistung sehr entscheidend, aber Spaß soll die neue Maschine natürlich auch machen. Während in meinem alten PC-Gehäuse das Chaos herrschte, sollte der neue PC auch Optisch was her machen. Im Zuge der Recherchen kristallisierte sich auch immer mehr heraus, dass ich den neuen Rechner wohl selbst zusammenbauen muss, wenn ich alle Teile selbst bestimmen möchte.
01. Die CPU
Neben dem aufgeräumten Setup stand natürlich auch die Rechenpower stark im Fokus. Nachdem ich immer gute Erfahrungen mit AMD gemacht habe, war für mich auch schnell klar, dass es eine neue Ryzen CPU werden wird. Die Wahl zwischen Intel oder AMD ist aber eher so eine Glaubenssache, mal ist der eine in den Tests vorne mal der andere. AMD punktet mit vielen Kernen und PCI 4.0 Support, für mich sehr entscheidend da es mir nicht um Gaming, sondern um Rendering geht. Intel hingegen bietet eine starke Single Core Performens, was beim Spielen wichtig ist, da die Spiele eh nur 4-6 Kerne nutzen. AMD macht das Rennen für mich und so zieht mit dem Ryzen 9 3900XT eine 12 Kern CPU ein, die mit bis zu 4,7 GHz taktet.
Nach der Wahl der CPU musste auch ein passendes Mainboard her, den Punkt PCI 4.0 wollte ich weiterverfolgen, da PCI 4.0 nochmal deutlich mehr Datendurchsatz liefert als der Vorgänger PCI 3. Somit wurde ein Asus ROG Strix mit dem B550 Chipsatz zum Objekt der Begierde. Im selben Atemzug bestellte ich auch gleich eine passende M2 SSD mit, die ebenfalls PCI 4.0 unterstützt.
Wer CPU sagt, muss auch GPU sagen :-D, kleiner Scherz am Rande. Leider wars das aber schon mit der guten Laune beim Thema Grafikkarte. Man kann nur mutmaßen über das warum, aber Fakt ist: sämtliche Grafikkarten sind zum aktuellen Zeitpunkt (Winter 2020) überteuert und teilweise gar nicht verfügbar. Mit viel Glück bin ich an eine gebrauchte NVIDIA GeForce GTX 1080 gekommen, die mir erstmal als Übergangslösung dient, im Sommer 2021 werde ich das Thema nochmal aufgreifen und upgraden.
Das Computer Kurzzeitgedächtnis entscheidet sich mit dem Mainboard und der CPU. Dem Datenblatt des Ryzen 9 3900XT ist zu entnehmen, dass die CPU in der Standard Konfiguration mit einer Speichertaktfrequenz von bis zu 3200 MHz am Besten arbeitet. Neben dem Takt ist aber auch der CL-Wert sehr wichtig, hier gilt das Motto: je geringer der Wert, desto besser.
Meine Wahl fiel auf das RGB-Wunder, Corsair Vengeance RGB PRO mit 2x16GB 3200MHz CL16, da ich mir die Option für ein Upgrade offenhalten möchte. Klingt komisch ist aber so, mit dem Entschluss für die RGB Riegel entschied ich mich automatisch auch für eine CPU-Wasserfühlung, da die Riegel höher sind als normale Ram Riegel ohne LEDs.
Ich bin ein Freund vom berühmten roten Faden, Corsair bietet mit seiner Software iCUE eine Komplettlösung für die Steuerung aller Komponenten. Somit war für mich auch schnell klar, Gehäuse, Lüfter, Wasserkühlung und Netzteil werden aus einer Hand kommen. Bei der Wasserkühlung entschied ich mich für ein AiO Model, bei dem der Corsair iCUE Commander Core gleich dabei ist. An den Corsair iCUE Commander Core können sämtliche Lüfter, die Wasserpumpe und Temperaturfühler angeschlossen werden. Am Mainboard wird dadurch nur ein USB 2.0 Slot in Anspruch genommen.
02. Kühlung & Airflow
Kühlung wird auch immer wichtiger und damit verbunden ist der Begriff “Airflow”. Der Luftstrom sollte alle Komponenten gut erreichen und keinen Unterdruck erzeugen, daher immer auf die kleinen Pfeile bei den Lüftern achten die anzeigen in welche Richtung der Luftstrom geleitet wird.
Leider wird es in den meisten Gehäusen knapp mit dem Platz über dem Mainboard. So auch bei mir mit dem Corsair iCUE 4000X Gehäuse, daher musste meine Wasserkühlung an der Front montiert werden. Für den Airflow nicht unbedingt optimal, da die Wärme der CPU erstmal durch das Gehäuse geleitet wird, bevor die warme Luft nach außen dringt. In der Praxis merkt man davon allerdings nichts und meine anfänglichen Bedenken waren schnell vom Tisch.
03. Das Netzteil
Die Suche nach dem richtigen Netzteil ist dank Online Rechner gar nicht mehr so schlimm. Nach Angabe der verbauten Komponenten, erhält man einen Wert in Watt, den das Netzteil mindestens haben sollte. Etwas mehr Power beim Netzteil schadet nicht, da zukünftige Grafikkarten wahrscheinlich mehr Strom benötigen werden.
Endlich liegen keine unnötigen Kabel mehr im Gehäuse, dank Voll-Modularem Netzteil werden nur noch die Kabel angeschlossen, die auch benötigt werden.
Nachdem nun alle Teile angekommen waren, machte ich mich an die Arbeit. Eingeplant hatte ich sportliche ein bis zwei Stunden am Ende wurden es dann aber dann doch drei bis vier Stunden. Als Erstes schraubte ich das Gehäuse auseinander und platzierte das Mainboard. Danach folgte die CPU und die M2 SSD. Der für mich fummeligste Teil der Arbeit,nämlich der Einbau der Wasserkühlung folgte prompt. Nach dem ersten Rätselrate, wie die Pumpe auf der CPU montiert werden sollte, kam die Auflösung in Form eines Youtube Videos.
Soweit so gut. Nachdem ich die restlichen Lüfter montiert und am Corsair iCUE Commander Core angeschlossen hatte, wurde es nochmal kurz knifflig. Mein Gehäuse, das 4000X, hat einen USB Typ-C Anschluss neben dem Einschaltknopf. Für diesen wird ein USB 3.1 Steckplatz am Mainboard benötigt. Leider hat das Asus ROG Strix B550 aber keinen Slot dafür. Nach kurzer Recherche im Netz fand ich die BEYIMEI USB3.1 Front Type-E-Erweiterungskarte, die das Problem beheben sollte.
Das Netzteil folgte zum Schluss. Hierzu gibts es eigentlich nichts Spannendes mehr zu sagen, die Stecker können nicht falsch eingesteckt werden und die Anleitung ist gut beschrieben.
Siegessicher schraubte ich das Gehäuse wieder zusammen und verkabelte Bilderschirm, Tastatur und Maus. Der Moment der Wahrheit war nun gekommen und mutig betätigte ich zum ersten Mal die Powertaste.
Er lebt! Alle Lüfter laufen los, der Bildschirm leuchtet auf und eine Meldung erscheint, die auf das fehlende Betriebssystem hinweist. Im Bios nur noch das richtige Ram-Profil aussuchen, damit die Riegel auch ihr volles Potential entfalten können und los geht die Windows Installation.
Mein Fazit:
Der Weg zum selbst zusammengebauten Rechner ist am Anfang, aufgrund des großen Angebots, doch sehr beschwerlich. Nimmt man sich aber die Zeit und einigt sich am Ende auf ein System, verziehen sich die dunklen Wolken doch recht schnell und der Spaß beginnt. Ich habe wieder so viel dazu gelernt und dabei auch noch Geld gespart. Ich kann es jedem nur empfehlen diesen Weg auch einmal zu beschreiten und werde meinen nächsten Rechner bestimmt auch wieder selbst zusammenbauen.
Die hier erwähnten Produkten wurden mir nicht bezahlt und ich habe auch keine Vergütung erhalten. Alle Produkte wurden von mir selbst ausgesucht und bezahlt, die Nennung der Hersteller erfolgte freiwillig. Ich möchte hier auch keine Werbung machen, sondern nur meinen eigenen Weg zum fertigen Rechner beschreiben.