Algorithmen sind aus keinem Buch, Film oder Serie zum Thema Zukunft mehr wegzudenken. Die künstliche Intelligenz wird dabei meistens als allmächtig und schon fast gottgleich dargestellt. Auch in Büchern von denen man sich mehr fundiertes Wissen erhofft und weniger Fantasterei, wurde ich regelmäßig enttäuscht. Vorwiegend beschäftigten sich die Autoren lieber damit, ihre Vorstellungen der Zukunft, vermischt mit wagen Werbeversprechen großer Unternehmen oder Start-ups zu kommunizieren, anstatt einen aktuellen Stand der Entwicklung zu Papier zu bringen.
“Hello World.” brachte mir die Erlösung, endlich eine Lektüre die offen mit den Schwächen und Möglichkeiten von Algorithmen umgeht und dabei das Thema entzaubert.
01. Vorwort
Vorweg möchte ich an dieser Stelle sagen, dass alle hier getätigten Aussagen meiner persönlichen Empfindung entsprechen und ich nur für mich sprechen kann. Außerdem möchte ich klarstellen, dass ich keine Vergütung für diesen Buchtipp erhalten habe. In der Kategorie “Buchtipps” möchte ich Werke vorstellen die sich mit den Bereichen Technik oder Design beschäftigen und meiner Meinung nach besonders empfehlenswert sind.
02. Buch & Autor
“Hello World.” ist ein Fachbuch von Hanna Fry aus dem Jahr 2019 und erschienen beim C. H. Beck Verlag/ dpa picture alliance. Hanna Fry ist Professorin für Mathematik am University College London und bekannt von TED-Talks wie “The mathematics of love”. Sie erforscht Muster menschlichen Verhaltens in urbanen Gebieten mithilfe mathematischer Modelle.
(Quelle: chbeck.de / ted.com)
03. Inhalt
In der Einleitung von “Hello World.” erfährt der Leser von rassistischen Brücken und anderen Dingen die eine Macht auf Menschen ausüben. Dabei unterscheidet die Autorin zwischen bewussten Entscheidungen und Fehlern im System. Auch von Facebook und der Wahlmanipulation ist die Rede.
Schon in der Einleitung werden dem Leser reale Vorkommnisse in Form von kleinen Geschichten erzählt, die sich wohl tatsächlich so zugetragen haben. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch und gibt immer wieder tiefe Einblicke in die Anwendung von Algorithmen.
Dabei geht die Autorin ganz offen mit den Schwächen von Algorithmen um und erklärt Schritt für Schritt, warum und wie es zu den Fehlern kommen konnte.
Eines ist aber klar, wir Menschen haben so unsere Probleme mit objektiver Datenanalyse und den daraus resultierenden Entscheidungen. Im Buch “Hello World.” finden sich auch erschreckend viele Beispiele in denen Menschen Fehleinschätzungen getroffen haben oder deren Meinung stark beeinflusst wurde. So berichtet die Autorin von Richtern und deren Entscheidungsmüdigkeit, wenn an einem Tag mehrere Urteile gefällt werden sollten.
Im Kapitel “Justiz” erwähnt Hanna Fry außerdem eine aktuelle Studie bei der 81 britische Richter über fiktive Fälle urteilen sollten. Von den 41 fiktiven Fällen wiederholten sich 7 Fälle, in der zweiten Variante wurde lediglich der Name und das Geschlecht geändert. Als Ergebnis hält die Autorin Folgendes fest:
“Die meisten Richter trafen nicht dasselbe Urteil, wenn sie den Fall ein zweites Mal vorgelegt bekamen. Überraschenderweise wichen die Richter so stark von ihren eigenen Antworten ab, als hätten sie die Kautionen rein nach dem Zufallsprinzip vergeben.”
Fry, 2019, S.69.
Wir erfahren somit auch von der Dringlichkeit eines objektiven Systems, das uns bei unseren Entscheidungen unterstützen kann.
Es folgen weitere Kapitel wie “Medizin”, “Autos”, “Kriminalität” und “Kunst” bei der die aktuellen Schwächen und Stärken von Mensch und Maschine aufgezeigt werden.
04. Mein Fazit
Algorithmen sind nicht die Zukunft, Algorithmen bestimmen schon jetzt unseren Alltag, ob wir wollen oder nicht. Netflix, Amazon, Facebook und Co. kennen unsere Interessen und Vorlieben. Das wissen wir eigentlich alle dennoch klingen Begriffe wie “AI” oder “Deep Learning” nach ferner Zukunft.
“Hello World.” macht Algorithmen greifbar und erklärt in ganz einfachen Worten was sich dahinter verbirgt. Wer auf der Suche nach Codezeilen in diesem Buch ist, sucht vergebens. “Hello World.” zeigt dem Leser auf wie weit die Menschheit bisher gekommen ist wie komplex das Thema ist, sowohl moralisch als auch technisch.
Hanna Fry plädiert für mehr Transparenz und je länger ich das Buch in der Hand hatte, desto mehr muss ich ihr zustimmen. Wenn nicht nachvollzogen werden kann, wie es zu einem Ergebnis kam, wieso sollte man darauf seine Entscheidungen stützen?
Ein gutes Buch sollte meiner Meinung nach im Gedächtnis bleiben und auch zum Nachdenken anregen. “Hello World.” hat das bei mir definitiv geschafft und so kann ich es auch mit voller Überzeugung weiterempfehlen.